“Wie ihr nun Christus Jesus als euren Herrn angenommen habt, so lebt auch mit ihm und seid ihm gehorsam. Senkt eure Wurzeln tief in seinen Boden und schöpft aus ihm, dann werdet ihr im Glauben wachsen und in der Wahrheit, in der ihr unterwiesen wurdet, standfest werden. Und dann wird euer Leben überfließen von Dankbarkeit für alles, was er getan hat.” (Kol 2,6 – 7)

Für ein Leben und Wachstum unter widrigen Umständen braucht ein Baum tiefe Wurzeln. Wir brauchen auch tiefe Wurzeln für ein geistliches Leben, das durch Wachstum, Festigkeit und Dankbarkeit geprägt ist.

„Verwurzelt und gegründet …“ Das Bild, dass man Wurzeln braucht, ist ganz tief in der Bibel gegründet. Der Baum des Lebens steht am Anfang, der Baum, der Früchte bringt, ist ein Bild des AT und NT. Auch im himmlischen Jerusalem wird ein Baum stehen, dessen Blätter Heilung bringen. – Ein bisschen erinnern mich diese Bäume an glückliche, paradiesische Zuständen. 

Damit diese Bäume Frucht tragen müssen sie tief verwurzelt sein. Sie brauchen Wasser zum Leben, blühen und Frucht tragen. Ihre Wurzeln müssen tief reichen und weit sein. Dann kann ein guter Baum auch in der Wüste blühen. Das Umfeld, in dem wir leben, ist eben nicht zwangsläufig die Quelle unserer Kraft. Wir können Gegenkultur leben.

Verwurzelt in der Liebe des Vaters

Das NT zeigt uns im Gleichnis der verlorenen Söhne die Liebe eines Vaters; meines Vaters, wenn ich durch den Glauben an seinen Sohn Jesus Christus zu ihm Ja sage.

Jesus selbst kommt aus dieser Liebe! Bei der Taufe, auf dem Berg der Verklärung, im Garten Gethsemane, hören wir explizit davon. Jesus vertraut dieser Liebe. Er betet zu seinem Vater, hört auf ihn, gehorcht. Auch dann noch als der Weg ans Kreuz führt.

Die beiden Söhne, der “Verlorene” und der “Daheimgebliebene”, sind der Gegenpol. Sie vertrauen der Liebe nicht. Sie leben nicht aus ihr. Der Sohn, der zu Hause bleibt, hat es nicht besser als sein Bruder, der die Familie verlässt. Er erlebt den Mangel nur anders. Aber auch er erlebt ihn: „Du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich wäre.“ (Lk15,29)

Dann finde ich neues Leben

Da wir selbst wenige „gute“ Väter haben, haben wir oft kein gutes Bild von einem Vater. Deshalb sehen wir vielleicht auch in der Bibel die Vaterschaft Gottes nicht so deutlich wie andere Stellen. Aber ich will uns ermutigen, dass wir uns mehr und mehr mit diesem Bild anfreunden: Wir sind geliebte Kinder unseres himmlischen Vaters. Unabhängig von dem, was wir tun. Geliebt eben. Und das muss uns erst einmal genügen. Babys werden auch einfach nur geliebt. Sie können nicht viel mehr als zu lachen und zu schreien. Und sind trotzdem geliebt – von ihren Eltern. Wir sind etwas, weil wir geliebt werden!

Warum sage ich das mit solcher Bestimmtheit? Weil ich ähnlich wie der Autor Matthias Hoffmann die Kraft der Liebe Gottes erst spät im Leben erkannt habe, sie aber nicht mehr missen möchte.

„Mitten im Burnout und in tiefer Lebenskrise, dort wo ich am Ende zu sein schien, begann eine völlig neue Dimension meines Glaubenslebens: Ich durfte anfangen, Gott als meinen liebenden Vater neu zu sehen und seine Freundschaft in meinem Alltag zu entdecken. Das hat meine ganze Existenz revolutioniert und führte zu einer Neubewertung aller Bereiche. Es kommt mir vor, wie eine neue Bekehrung, ein Reset, ein Neustart, ein neues Leben!“ (Matthias Hoffmann: Neues Leben wagen mit Abba-Vater. 2014. S. 11)

Für mein Leben und meinen Dienst – auch in Ewersbach – ist diese Liebe eine unverzichtbare Kraftquelle.

Euer Jürgen Gößl